Das Projekt IIP-Ecosphere neigt sich dem Ende entgegen. Zeit für die Beteiligten aus Wirtschaft und Wissenschaft bei einem Symposium ihre Erkenntnisse und Erfahrungen aus dreineinhalb Jahren Forschung, Entwicklung und Anwendung zu KI in der Produktion an ein interessiertes Publikum weiterzugeben. Rund 80 Gäste trafen sich dazu am 19. September im Convention Center auf der EMO, der Weltleitmesse der Produktionstechnologie. In seinem Grußwort würdigte Dr.
vom Projektträger DLR die deutsche Produktion und den deutschen Mittelstand mit seinen hidden champions und Weltmarktführern als Stärken des sechsmaligen Exportweltmeisters Deutschland. Er appellierte an die Produktionsunternehmen, den Kontakt zu IIP-Ecosphere aufzunehmen und die Projektergebnisse zu nutzen. Dr. Alexander Broos vom VDW stellte in seinem Grußwort das Thema Daten in den Mittelpunkt, eines der Schlüsselfaktoren für den Erfolg von KI. Die Umfrage von IIP-Ecosphere unter Industrieunternehmen habe ergeben, dass nur 30 Prozent bereit seien, ihre Daten zu teilen. Projektkoordinatorin Dr. Claudia Niederée kam in ihrer Einführung zu dem Schluss, dass Data-Sharing immer noch schwierig sei. Es gebe aber Alternativen. IIP-Ecosphere habe dazu einen wichtigen Beitrag geleistet.Dr. Holger Eichelberger stellte eines der Hauptergebnisse des Projekts vor: die offene IIoT-Plattform, die den Einsatz von KI in der Produktion ermöglicht. Die Plattform basiert auf offenen Standards, kann herstellerunabhängig verwendet werden und ist so konzipiert, dass sie bestehende Ressourcen und Bestandsysteme erweitern kann. Bereits existierende IIoT-Lösungen können in die Plattform integriert und mit KI-Lösungen angereichert werden. Da sie sich darüber hinaus durch eine hohe Konfigurierbarkeit auszeichnet, können Unternehmen und Entwickler die Plattform an den eigenen Bedarf anpassen. Die Frage, wie es nach Projektende weitergeht, hat Eichelberger ebenfalls beantwortet: Die Plattform wird unter dem Namen oktoflow weiterbetrieben. Auch andere Angebote von IIP-Ecosphere werden fortgeführt, etwa die Workshops, die aus dem Think Tank Geschäftmodelle entstanden sind. Weitere Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Think Tanks und der Anwendung von KI in den Demonstratoren waren ebenfalls Themen des Symposiums. In ihrem Vortrag über Lessons Learned bei der Einführung von KI in der Funktionsprüfung bei Sennheiser hat sich Dr. Petra Hildebrandt den Faktor Mensch vorgenommen. Bei der Umsetzung eines KI-Projektes alle Beteiligten einzubinden und mitzunehmen, war dann doch ein größere Herausforderung als gedacht.
Beim Blick in die Zukunft fällt natürlich auch der Begriff ChatGPT. Generative KI wird wohl auch in der Produktion eine größere Rolle spielen. Patrick Schneider von Siemens zeigte in seinem Vortrag, wie ChatGPT jetzt schon verwendet wird, um industrielle Streaming-Daten zu analysieren.
Im Schlusspanel diskutierte Dr. Johannes Winter, Chief Strategy Officer am L3S, mit Dr.-Ing. Volker Kreidler, Gründer und Geschäftsführer, Big Data in Manufacturing GmbH, Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena, Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen der Leibniz Universität Hannover, Dr.-Ing. Kai Litwinski, Entwicklungsleiter Digitalprodukte, Gildemeister Drehmaschinen GmbH, DMG MORI Deutschland GmbH, und Dr.-Ing. Dominik Rohrmus, Chief Technology Officer, LNI 4.0 (Labs Network Industrie 4.0 e.V.) über die Zukunft der KI in der Poduktion, insbesondere vor dem Problem begrenzter Datenqualität und -verfügbarkeit. Neben Data-Sharing kommt dem Federated Learning, synthetischen Daten und ein besserer Zugang zu Daten eine entscheidende Rolle zu. Alle Diskussionsteilnehmer betonten die Bedeutung von IIP-Ecosphere bei der Einführung von KI und waren sich einig, dass weiterhin gemeinsame Projekte zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen notwendig seien.
Zum Abschluss des Symposiums gingen die Besucher gemeinsam zum Messestand von IIP-Ecosphere. Geboten wurden Live-Demonstrationen, unter anderem zur IIoT-Plattform. Sie bildet die Grundlage für die visuelle Qualitätskontrolle mit Cobots und für die Produktidentifikation mit innovativer Magnettechnologie. Zusätzlich kommen Methoden des Deep Learning und des föderierten Lernens zum Einsatz, um von standortübergreifenden Lösungen zur Qualitätsinspektion profitieren zu können. Die Plattform verteilt die KI-Modelle automatisch auf unterschiedliche Edge-Devices und Industrie-PCs und ersetzt sie – falls nötig – durch bessere. Neben der Interaktion der Plattform mit Cobots und unterschiedlichen Edge-Geräten zeigte der Demonstrator auch, wie die Komponenten und Ansätze diverser Anbieter − von Startups bis Großunternehmen – systematisch integriert werden können und so ein ganzes Ökosystem rund um IIP-Ecosphere und seine Plattform entsteht.
Weitere Live-Demonstrationen gab es zur KI-basierten Prozessstabilität in der Glasformung und zum Demonstrator Zyklenoptimierung: Das IIP-Ecosphere-Team von Gildemeister Drehmaschinen, Artis Marposs Monitoring Solutions und dem Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover hat gemeinsam ein KI-basiertes Assistenzsystem für Maschinenbediener entwickelt. Das Ziel: Zerspanzyklen parametrieren und überwachen. Komplexe Zerspanprozesse sind ein wesentlicher Teil der industriellen Wertschöpfung. Sogenannte Zyklen (Programme) steuern dabei die Bewegungsabläufe von Werkstück und Werkzeug. Der Demonstrator betrachtet den Wälzschälzyklus, der zur Fertigung von Verzahnungen eingesetzt wird.
Nähere Informationen zu allen Demonstratoren finden Sie unter https://www.iip-ecosphere.de/themen/demonstratoren/
Die Präsentationen des Symposiums finden Sie hier: https://www.iip-ecosphere.de/projektergebnisse/
Impressionen des Symposiums: